Warum wahre Veränderung in deinem Leben nicht mit dem Wunsch nach Veränderung beginnt und mit was sie dann beginnt




So oft wollen wir Veränderung.

Entweder soll sich ein Umstand ändern:

  • Ich will schöneres Wetter
  • Ich will weniger Stress in der Arbeit
  • Ich will einen anderen Chef
  • Ich will einen schnelleren Laptop
  • Ich will eine größere Wohnung
  • Ich will mehr verdienen
  • Ich will, dass meine Kinder mehr schlafen
  • ...
Oder wir wollen, dass sich bei uns persönlich was ändert:
  • Ich will mehr Freunde
  • Ich will einen Freund, eine Freundin
  • Ich will schlanker sein
  • Ich will mehr Muskeln
  • Ich will Kinder
  • Ich will fröhlicher sein
  • Ich will mehr Geduld
  • Ich will produktiver sein
  • ...
Viele von uns sind ständig dabei, sich eine andere Situation zu wünschen, als die, in der sie gerade sind.
Das Ist/ Jetzt/ Hier ist nicht in Ordnung, ist nicht gut. Es muss sich was verändern.

An sich ist der Wunsch nach Veränderung und Verbesserung sicher gut. Aber die Frage ist, ob es wirklich zu der gewünschten Veränderung kommt, indem ich mein Leben so wie es jetzt gerade ist, mit allem was dazu gehört, verdamme.

Lawrence Kushner (ein jüdischer Rabbi) sagt:
To want nothing else is the necessary prerequisite for all genuine growth.

Growth must begin with self-acceptance; change begins with not trying to change.

Irgendwie kontraintuitiv, oder? Wie ist das gemeint: "Veränderung beginnt nicht damit, dass man versucht sich zu verändern"?

Ich glaube, mit Kushner, dass jede Art von wahrer Veränderung nicht mit dem Wunsch nach Veränderung beginnt, sondern mit der Annahme dessen, wie es jetzt gerade ist.

Ein weiser Mann hat mal zu mir gesagt: "Was ist, darf sein."

Hast du gerade irgendwas in deinem Leben, das dir überhaupt nicht passt und das du unbedingt anders haben willst?
Falls ja, hast du schonmal probiert, die Situation erstmal anzunehmen?

Hast du schonmal gesagt: "So ist das jetzt. Das fühl ich gerade. Das fehlt mir. So geht's mir." Und dann: nichts. Einfach mal stehen lassen. In diesem Moment bleiben. Den Mangel und Wunsch nach Veränderung spüren und nichts machen. 

Komischerweise liegt in dieser Annahme, dessen was ist, eine eigenartige KRAFT. Vielleicht kommt die Kraft daher, dass wir in diesem Moment des Annehmens mal endlich wirklich in der GEGENWART sind. 
Wir hängen dann weder in irgendwelche vergangenen Momenten rum noch sind wir innerlich in zukünftigen Traumphantasien. Wir sind dann hier. Ganz hier. Wir schauen der Wahrheit ins Auge. Wir sehen, was ist. Ohne es zu beurteilen, zu bewerten oder zu verändern. 
Ich glaub, unsere Seele genießt das. Da kehrt dann irgendwie kurz Ruhe sein, weil wir für einen Moment aufhören, innerlich immer schon woanders zu sein.

Manchmal brauchen wir keine neuen Umstände und keine neue Persönlichkeit, sondern nur einen Moment, indem wir uns eingestehen, wie die Situation gerade ist. Und dann nehmen wir das, was gerade innerlich oder äußerlich ist, einfach mal an. Ich sage deshalb "einfach", weil es ja eh so ist. 

Es nicht anzunehmen, haben wir wahrscheinlich schon oft genug gemacht. Das wäre nichts Neues. Wir wissen, wie sich das anfühlt und was dabei herauskommt. 
Also, warum nicht mal was Neues ausprobieren? :-)

Es ist meine Erfahrung als Christ, dass in diesen Momenten der Annahme des Schwierigen/Schmerzhaften/Herausfordernden, Raum für Gott entsteht. 

Ich hör dann auf, rumzuwerkeln und in meinen menschlichen Allmachtsphantasien mich selbst erlösen zu wollen. 
Ich sage dann zu Gott: "So sieht's aus. So ist es. Ich nehme es an, weil ich dir vertraue. Ich brauch jetzt keine Lösung, keine Veränderung, keine Verbesserung. Es reicht mir, dass ich weiß, dass du meine Situation kennst. Bei dir kommt mein Herz zur Ruhe. Mehr brauch ich nicht."

Für mich ist diese Annahme die Voraussetzung für jede wahre Veränderung. Wenn ich versuche, abzukürzen und das, was ist, wegzudrängen und gleich zu dem, was ich mir wünsche, zu gehen, bin ich nicht mehr authentisch. Ein Teil der Realität wird dann weggeschlossen. Und dieser weggedrängte Teil verändert sich dann meistens eben nicht mit. Über kurz oder lang hab ich dann doch das Gefühl, dass es nicht zu einer wahrhaften Veränderung gekommen ist. Eben weil ein Teil fehlt.

Deshalb: Annahme, Annahme, Annahme! ;-)  

(Wenn dich dieser Post angesprochen hat, könnte auch das was für dich sein.)

1 Kommentar:

  1. Toller Post Niko! Ich erlebe das auch so , dass in der Gegenwart eine ganz neue Realität steckt die so viel mehr Freiheit und Gutes hat , als das was ich fühle oder annehme. Dennoch ist es für mich fast unmöglich den Troll in meinem Kopf still zu bekommen der mich permanent von Vergangenheit zu Zukunft scheucht und dabei nicht unbedingt gute Gedanken über mich und alles was ist ausspricht. Dann zu filtern was wahr ist ist herausfordernd. Kennst du das ? Wenn ja, wie gehst du mit um? Gibt es da für dich ein Handwerkszeug? LG Jaci

    AntwortenLöschen

Hi! Hier kannst du einen Kommentar schreiben. Geht auch anonym. Ich freu mich über jeden Kommentar!