Wie du ein super Redner wirst – Teil I: Kenne dein Publikum!

Du willst eine Rede, ein Referat, einen Vortrag, eine Predigt, ... halten und dabei einen möglichst großen Teil deines Publikums erreichen?

Dann dürfte dir dieser Post helfen. 

Neulich hab ich auf YouTube einen interessanten Vortrag gesehen. Was mich verblüfft hat, war gar nicht unbedingt der Inhalt, sondern in welcher Aufmerksamkeit das gesamte Publikum dem Redner an den Lippen gehangen ist.

Kurzer Selbsttest:
Nach welcher Art von Präsentation sagst du: "Wow. Geniale Präsentation/Vortrag/Referat...!"?
Ich könnte wetten, dass es fast immer die Präsentationen sind, bei denen es der Redner schafft, dich zu überzeugen, dass sein Thema was mit dir ganz persönlich zu tun hat.

Wie macht er das? 
Ganz einfach: Er weiß, was für ein Typ du bist und auf was du ansprichst.

Und woher weiß er das?
Weil er weiß, dass jedes Publikum in 4 Gruppen eingeteilt werden kann und da auf jeden Fall zu einer der 4 Gruppen gehörst.

Wenn er jetzt schlau ist, dann stellt er vor seinem großen Auftritt sicher, dass auf jeden Fall für jede dieser 4 Gruppen etwas in seiner Präsentation vorkommt. Und schon steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es dich packt, exorbitant.

Das kannst du auch!
Wie?
Indem du die 4 Gruppen kennst.

Welche (mindestens) 4 Gruppen werden also da vor dir sitzen?

Ich nenn dir die 4 Gruppen gleich mit ihrem jeweiligen Gegenpol.
Voilà:

Gruppe 1: Strategen vs. Tuer
Gruppe 2: Experten vs. Neulinge
Gruppe 3: Sachliche vs. Emotionale
Gruppe 4: Wohlgesonnene vs. Kritische


Zu Gruppe 1:
Es gibt Menschen, die denken eher visionär, strategisch, in großen Linien. Das sind die Strategen. Die wollen auf jeden Fall was übers große Ganze hören. Wohin geht die Reise? Sie brauchen es, dass deutlich wird, inwiefern dein Thema, für die ganze Stadt, Deutschland, am besten die ganze Welt, Bedeutung hat.

Der Gegenpol dazu sind die Tuer. Das sind Menschen, die gerne Dinge umsetzen. Für sie ist immer die erste Frage: "Und wie lässt sich das konkret umsetzen?". Willst du sie erreichen, dann überleg dir, ob deine Präsentation praktisch genug ist und ob klar wird, welche ganz konkreten Schritte als nächstes gegangen werden müssten.

Zu Gruppe 2:
Experten sind Menschen, die wahrscheinlich mehr über dein Thema wissen, als du selbst. Für diese Gruppe ist es wichtig, dass du deutlich machst, dass du dir über die Komplexität deines Themas bewusst bist. Deshalb auf jeden Fall an ein paar Stellen richtig ins Detail gehen, wenn du auch diese Zuhörer erreichen willst.

Neulinge wissen fast nichts über dein Thema. Sie hören das alles zum ersten Mal. Du kannst dir vorstellen, wie wichtig es ist, dass sie das Gefühl haben, mitzukommen. Wie bewerkstelligst du das? Indem du deine Präsi vorher nochmal durchgehst und dir überlegst, ob die Grundzüge deiner Argumentation so einfach zu verstehen sind, dass sie auch ein absoluter Neuling nachvollziehen kann.

Zu Gruppe 3: 
Die Sachlichen wollen Zahlen, Daten, Fakten. Ganz einfach: Gib sie ihnen! Vor allem kalte, trockene Zahlen öffnen bei manchen Menschen Tür und Tor für dein Thema.

Gleichzeitig kannst du dir vorstellen, dass du das nicht übertreiben solltest. Denn da gibt es auch noch die Emotionalen und denen geht es nicht primär um nackte Nummern, sondern ums Gefühl. Diese Leute wollen was für ihr Herz, Geschichten aus dem Leben. Leidenschaft ist gefragt.

Zu Gruppe 4:
Ganz wichtig ist es, auch diese 4. Gruppe bewusst vor Augen zu haben. Es gibt nämlich in jedem Publikum Menschen, die dir von vornherein wohlgesonnen sind. Sie werden dir erstmal Gutes unterstellen und Positives von dir erwarten. Hier kannst du fast nichts falsch machen.  

Die Kritischen jedoch sind erstmal grundsätzlich distanziert. Sie sitzen mit verschränkten Armen vor dir und warten nur darauf, die erste Schwachstelle in deiner Argumentation ausfindig zu machen. Die Kritischsten nimmst du am besten mit, indem du gleich am Anfang zeigst, wo sie - gerade sie- in deinem Vortrag vorkommen.


Insgesamt gilt: Es geht nicht darum, jede Gruppe perfekt anzusprechen, sondern sich bewusst zu sein, dass es diese unterschiedlichen Gruppen gibt.

Normalerweise ist es nämlich so, dass wir, wie selbstverständlich, davon ausgehen, dass die meisten unserer Zuhörer so ticken wie wir. Wir schließen von uns auf andere. Lieben wir Details und genaue Zahlen, so wird unsere Präsentation wahrscheinlich hauptsächlich sachlich-korrekt sein.

Unsere Präsentation wird dann dreidimensional, also möglichst griffig für möglichst viele Zuhörer, wenn wir darauf achten, dass wir nicht nur zu denen sprechen, die das gerne hören, was wir gerne hören.

Hier kann die 4-Gruppen-Einteilung enorm hilfreich sein. Sie macht uns sensibel für die Unterschiedlichkeit der Bedürfnisse unserer Zuhörer.

Glaubt ihr, das könnte weiterhelfen?
Welche Gruppen fehlen?

Vielste Grüße,
Niko

P.S.: Wer das 4 Gruppen-Prinzip noch genauer entdecken will, dem kann ich nur wärmstens das hammer Buch von Dan Roam: Blah Blah Blah. What to Do When Words Don't Work empfehlen (vgl. vor allem Seite 274ff. Dort auf Englisch das Akronym LENS für die 4 Gruppen: Leader Expert Newbie Sympathetic).

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