Das Leben gesehen (1. Johannes 1,1-4)

Im ersten Abschnitt des 1. Johannesbriefs (Verse 1-4) sind mir vor allem 2 Worte ins Auge gestochen. Diese 2 Worte werden in nur 4 Versen jeweils 3 Mal wiederholt und stehen so extrem betont diesem ersten Abschnitt voran.

Das erste Wort ist sehen und das zweite Wort Leben.

Es heißt: 
...was wir mit unseren Augen gesehen haben...vom Wort des Lebens"
...und das Leben ist offenbart worden"
...und wir haben gesehen...das ewige Leben, das bei dem Vater war"
...was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch".

EINE SPANNENDE KOMBINATION

Irgendwie eine spannende Kombination, oder? Wer packt schon Leben und sehen so zusammen? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Und genau das ist es, was mich an diesen ersten Versen des 1. Johannesbriefs so fasziniert: Hier geht es nicht um irgendwelche philosophischen, theoretischen, abstrakten religiösen Überlegungen und Gedankengebäude über Gott. 
Sondern Johannes tritt mit dem Anspruch auf, dass er und einige andere mit "dem Leben" sinnlich (gesehen) in Berührung gekommen sind. Das Leben ist ihm nahe gekommen. So nahe, dass er nicht anders kann, als davon zu berichten. 

Es war zu real, zu verändernd, zu schockierend, zu echt, zu transformierend, als das er es für sich behalten könnte. Er muss darüber schreiben. Er muss davon erzählen. Er muss es weitergeben.

Warum? 
Weil er dem Leben tatsächlich persönlich begegnet ist.

UNSERE SEHNSUCHT NACH LEBEN

Ich glaube, dass wir uns alle zutiefst nach Leben sehnen. Nach echtem Leben. Nach Lebendigkeit. Nach sprudelnder Energie. Nach kraftvoller Motivation. Nach Wachheit. Nach Da-Sein. Nach Leben eben.

Johannes hat diese Leben er-lebt. Nicht in seinem Kopf. Nicht in sich. Es ist ihm als Gegenüber entgegengetreten. Er hat es plötzlich gesehen. Das Leben war eine Person. JESUS.

Seit er dem Leben in Person begegnet ist, ist alles anders. Sein Leben hat sich auf den Kopf gestellt. 
Und deshalb "muss" er einfach diesen Brief schreiben. Er muss uns an seiner Begegnung teilhaben lassen. Er muss uns wissen lassen, wo das Leben zu finden ist. Er wird es in den nächsten Kapiteln immer wieder neu sagen: Das Leben ist in einer ganz bestimmten Person. Ja, das Leben ist eine Person.

UNGEWOHNT ODER DOCH BEKANNT?

Hört sich das ein bisschen abgefahren an?

Ich glaube, dass uns das, was Johannes beschreibt gar nicht so unbekannt ist. 
Ein Schatten davon, was er erlebt hat, kennen wir auch. 

Es passiert uns immer, wenn wir mit einem Menschen zusammen sind und nach dem Zusammensein das Gefühl haben, dass wir irgendwie inspirierter, lebendiger sind als vorher. Wir haben das Gefühl, wie wenn von der anderen Person etwas Gutes rüberschwappt auf uns. Etwas, das uns ins Leben reinführt. 

Ist es nicht so, dass uns manche Menschen irgendwie "lebendiger" vorkommen als andere? Und wenn wir mit ihnen zusammen sind, werden wir davon angesteckt und das fühlt sich gut an. Oder es konfrontiert uns mit unserer eigenen Un-Lebendigkeit und wir meiden diese Person fortan.

Wie auch immer, ich glaube dass Johannes sowas Ähnliches mit Jesus erlebt hat. Nur eben hoch 100.

Er hat es GESEHEN. Und was man gesehen hat, kann man nicht mehr leugnen. Und so erzählt er uns von diesem Leben.

Und wir dürfen zuhören. Und uns anstecken lassen. :-)


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