Und nochmal das Ende

Schon vor knapp einem Monat habe ich darüber gebloggt, wie entscheidend das ENDE einer Sache, Situation, Begegnung ist (hier: Das Ende). 

In den letzten Wochen habe ich immer mal wieder auf dieses Phänomen geachtet und bin erstaunt, an wievielen Stellen es mir begegnet.

Deshalb wollte ich dazu nochmals ein paar Takte schreiben. :-)

Das Beispiel schlechthin für die Wichtigkeit des Endes einer Sache sind für mich die letzten WM-Spiele. 

Nehmen wir mal z.B. das Spiel USA gegen Portugal gestern.
Vor dem Spiel gab es folgende Ausgangsposition: Portugal darf auf keinen Fall verlieren. Sonst sind sie draussen. Ein Unentschieden bringt auch nicht viel, da sie dann nicht aus eigener Kraft weiterkommen koennen. Nur ein Sieg kann sie  wirklich glücklich machen. 
Für die USA sah die Situation ganz anders aus: Ein Unentschieden wäre eigentlich schon eine gute Sache, denn dann würde im nächsten Spiel ein Unentschieden gegen Deutschland zum Weiterkommen reichen.

Das Spiel war dann hochspannend. Portugal führt bis zur Mitte der 2. Halbzeit mit 1:0. Dann gleicht die USA aus. Kurz darauf schiesst Dempsey die USA in Führung, 2:1. Die USA können ihr Glück kaum fassen. Das wäre seit 1930 erst das zweite Mal, dass man mit zwei Siegen in ein WM-Turnier gestartet wäre. Man waere mit 6 Punkten Erster der Gruppe und sicher für das Achtelfinale qualifiziert. Das Spiel ist fast vorbei. Die Auswechselspieler machen sich schon für den Jubel bereit. Die Nachspielzeit wird angezeigt: 5 Minuten. 1 Minute vergeht, 2,3,4, Minuten. Jetzt einfach nur ruhig bleiben. Und dann bekommt Ronaldo den Ball. In der 95. Minute. Er flankt. Auf den Kopf seines Mitspielers und drin ist das Ding. Das 2:2. Ein paar Sekunden später pfeift der Schiri ab.

Was dann passiert, ist psychologisch einfach kurios: Obwohl die USA-Spieler jeden Grund hätten, sich mega zu freuen, sind sie total niedergeschlagen. Völlig unlogisch eigentlich, oder? 
Sie haben über 90 Minuten super gespielt. Haben einen Rückstand aufgeholt, haben 1 Punkt geholt, aber all das ist plötzlich vergessen. Warum? Weil nunmal das was für unsere Wahrnehmung einer Situation wirklich zählt, das ENDE ist. 

Die Amerikaner hätten so viel Momentum und Selbstvertrauen aus diesem Spiel mitnehmen können, aber wegen dem Ende wird es jetzt sogar manche Spieler eher runterziehen. 

Beim Fußball begegnet mir dieses Phänomen ständig. Egal, wie gut man das ganze Spiel über gespielt hat - wenn man am Ende noch ein dummes Tor kassiert, fällt es einem sehr schwer, sich zu freuen bzw. man geht wahrscheinlich sogar eher niedergeschlagen nach Hause. 

Mein Punkt heute ist: Wenn wir uns dieser Dynamik im Klaren sind, können wir ihr bewusst entgegensteuern. Einerseits indem wir auf ein angenehmes ENDE einer Situation, Begegnung, Feier, Fußballpartie, Beziehung, Reise... besonders Acht geben. Und andererseits, indem wir uns im Fall eines unangenehmen Endes die positiven Aspekte der Sache bewusst vor Augen malen, damit wir uns nicht über einen z.B. zum Großteil gelungenen Restaurant-Besuch ärgern, nur weil die Kellnerin  am Ende beim Bezahlen unfreundlich war. 

Eine schöne Woche euch und viel Grüße aus London,
Nikolai

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