Du bist WIRKLICH nicht deines eigenes Glückes Schmied!

Nachdem ein Freund von mir auf seinem Blog zu meinem gestrigen Post Stellung bezogen hat (http://www.brainhacking.de/brainhacking-sdk/2014/5/22/du-bist-deines-eigenen-glckes-schmied), hab ich Lust nochmal ein paar Zeilen zum Thema "Du bist (nicht) deines eigenes Glückes Schmied" zu schreiben.

Auch wenn es natürlich ein wichtiger Punkt ist, dass ich beeinflussen kann, wie ich auf Umstände reagiere, würde ich trotzdem nicht sagen, dass wir unseres eigenes Glückes Schmied sind.

Eine Frage der Perspektive

Meiner Meinung nach geht es hier um eine grundsätzliche Perspektiven-Frage: Wie seh ich mich und mein Leben? 
Seh ich mich trotz allem schaffen, entscheiden und tun als grundsätzlich Empfangender, Beschenkter?
Oder seh ich mich trotz allem Unbeeinflussbaren als grundsätzlich Meines-Eigenes-Glückes-Schmied?

Natürlich kann man jetzt sagen, dass das ja gar kein Gegensatz sein muss, sondern es könnte ja irgendwie eine Mischung von beidem sein: bisschen schmiede ich, bisschen "die Welt".

Grundbedürfnisse und Melodien

Das seh ich anders.
Für mich ist klar, dass, wenn ich nicht an der Oberfläche bleibe, sondern immer weiter zurückfrage – sozusagen bis zu den Grundbedürfnissen, am Ende bleibt: Ich bin ein grundsätzlich Beschenkter.

Das fängt schon damit an, dass ich überhaupt auf dieser Welt bin. Hab ich nicht geschmiedet. Geht weiter über die Luft zum Atmen, die mir irgendwie jeden Tag zur Verfügung steht. Hab ich nicht geschmiedet. Dann lebe ich "zufällig" in einem Klima, das perfekt in der Spanne liegt, das für mich als Mensch gut ist – im Gegensatz zum Rest des Universums. Hab ich nicht geschmiedet. Als Nächstes wurde für mich entschieden, dass die Natur Nahrungsmittel zur Verfügung stellt, die mir ein Überleben sichern. Hab ich nicht geschmiedet.

Wenn mein Leben ein Haus ist, dann scheint es ziemlich evident, dass das komplette Fundament des Hauses nicht von mir gebaut wurde.

Es scheint einen Grundmelodie zu geben, die diese Welt durchklingt. Es ist die Melodie der Gnade, des Beschenkt-Werdens.  

Und dann?

Jetzt könnte man entgegen: "Ja gut, die Grundbedürfnisse sind geschenkt, aber ab dann ist es deine Sache, was du aus deinem Leben machst."

Wirklich? 
Wenn uns schon alle Grundbedürfnisse erfüllt wurden, warum sollten wir denken, dass es ab dann plötzlich aufhört mit der Versorgung?

Wenn ich mir die Welt und mein Leben anschaue, ist es für mich viel naheliegender zu glauben, dass ich auch weiter in dieser grundlegenden Art und Weise ein Empfangender bleibe.

Alles ist Geschenk

Ich lebe mit der Perspektive: Alles ist Geschenk. Ich hab mir nichts selbst verdient. Natürlich hab ich für viele Dinge hart gearbeitet. Aber das ich überhaupt die Selbstdisziplin z.B. für eine Diplomarbeit aufbringen konnte, hab ich mir nicht selbst erarbeitet. Es wurde mir geschenkt. Natürlich gebe ich mir Mühe, ein umgänglicher Mensch zu sein, mit dem man leicht befreundet sein kann. Aber woher habe ich überhaupt die Kapazität, bemüht zu sein? Geschenkt. 

Egal was ich mir anschaue, am Ende komme ich immer beim selben raus: Das Leben ist eine Gabe. Ich bin einer, der fortlaufend, ohne das ich es verdient hätte, beschenkt wird.

Die Herausforderung

Ich weiß, dass diese Perspektive aufs Leben herausfordernd sein kann. Es ist dann nämlich sehr schwer, sich grundsätzlich etwas auf seine Erfolge (sei es ein gepflegter Garten, ein Eigenheim, ein Karrieresprung, eine gute Partnerschaft, eine gute Zeit im Marathon usw.) einzubilden. 
Freuen kann man sich selbstverständlich sehr wohl. Man weiß nur, dass es im entscheidenden Letzten nicht von einem selbst abhing.

Die Vorteile

Der große Vorteil dieser Lebensperspektive ist allerdings, dass sie einen enorm dankbar macht. Und Dankbarkeit fühlt sich sehr gut an. :-)
Außerdem führt sie zu einer tiefen Entspannung, weil ich, obwohl ich weiß, dass ich es in einem letzten Sinn nicht selbst in der Hand habe, ständig erlebe, dass ich versorgt werde.
Und wenn man erstmal die Augen aufmacht, sieht man diese Versorgung, das Beschenkt-Werden, die Geschenke überall im Alltag.

Für mich zumindest bestätigt sich die These "Du bist nicht deines eigenes Glückes Schmied" jeden Tag von neuem. Und das ist nicht ernüchternd, sondern hocherfreulich, denn ich wäre ehrlich gesagt heillos überfordert, wenn ich davon ausgehen würde, dass mein Lebensglück von meiner eigenen Klugheit, Weisheit und Weitsicht abhängt. All das ist nämlich oft sehr begrenzt. ;-)

Der Schmied

Vielleicht müsste man eher sagen: 
Geschmiedet wird zwar viel im Leben. Aber das Eisen, der Ambos, der Hammer und das Feuer sind einem geschenkt.

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