Siehst du Dornen oder Blätter?

Das ist Natasha: 

























Sie steht hier gerade vor der Hecke unseres Nachbarn. Wir haben sie adoptiert. Aus Sambia. Weil es ihr dort extrem schwer gefallen ist, Freunde zu finden, dachten wir, dass es ihr in Deutschland sicherlich besser gehen würde.

Meine Frau und ich waren also vor gut 2 Jahren auf einer Safari in Sambia und heute will ich deshalb ein paar Takte zu Natascha schreiben.

Sie fasziniert mich nämlich. Um genau zu sein fasziniert mich ihr Selbstverständnis.

Natashas Selbstverständnis

Sehr ihr die Hecke vor ihrem Gesicht? Das ist eine von diesen richtig fiesen Hecken. Die Dornen sind spitz und hart. Trotzdem stand Natasha da minutenlang und hat genüsslich von dieser Hecke gegessen.

Sie geht wie selbstverständlich davon aus, dass es etwas Gutes bei dieser Hecke für sie zu holen gibt. Das ist ihre Grundannahme, ihre Grundeinstellung: "Da gibt's was!"
Natürlich checkt sie auch, dass die Hecke voller Dornen ist. Aber das hält sie nicht davon ab, weiterzuvespern. Sie isst einfach – sehr graziös – um die Dornen herum. 

Es ist ihr auch egal, dass die Blätter nur miniklein sind und sie wahrscheinlich den ganzen Tag da stehen muss, um satt zu werden. 

Und zu guter Letzt rechnet sie fest damit, dass es ihr möglich sein wird, trotz ihres riesigen Mundes die Blätter abzupfen zu können.

Sie sieht nicht primär eine dornige Hecke mit Miniblättern, sondern einen bekömmlichen Mittagssnack.

Natasha mein Vorbild

Für mich ist Natasha ein Vorbild. Von ihrer Herangehensweise ans Leben kann ich mir eine Scheibe abschneiden.

Mein Leben ist nämlich nicht immer große Blätter ohne Dornen.
Sondern oft ist es vor allem kleine Blätter mit vielen Dornen, also Herausforderungen, Problemen, Sorgen, Konflikten usw. Oft steh ich dann davor und denke: "Oh no! Alles blöd. Heute gibt's nichts Gutes für mich zu holen."

Aber dann denk ich an Natasha und verändere meine Perspektive. Ich konzentrier mich nicht mehr auf die Dornen, sondern auf die kleinen Blätter, die IMMER auch zwischen den Dornen zu finden sind.
Ich verändere meine Grundannahme und sage: Egal, welche Probleme es gerade in meinem Leben gibt. Ich rechne fest damit, auch etwas Schönes, Gutes, Ermutigendes zu finden.

Dornen

Was fordert dich gerade heraus? Hast du Stress mit deinem Chef? Konflikte in deiner Beziehung? Schmerzen in den Knien? Bauchweh? Weißt du nicht, was du studieren sollst? Schiebst du eine wichtige Sache vor dir her? Schreit dein Kind dauernd? Fühlst du dich einsam? Müsstest du dringend mal wieder die Küche aufräumen?

Perspektivwechsel

Egal, was gerade die Dornen in deinem Leben sind. Die gute Nachricht ist: Es gibt auch Blätter. Wenn du deine Perspektive änderst und dich auf die Suche machst, nach dem Guten mitten im Chaos, wirst du es auch finden! 

Plötzlich entdeckst du, dass im gleichen Moment in dem du diese blöde Email von deinem Chef gelesen hast, ja draußen die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Blumen blühen. Dornen oder Blätter?
Oder du bemerkst, dass obwohl dir zwar die Knie weh tun, dein Kopf heute richtig fit ist. Dornen oder Blätter?
Oder dir wird auf einmal mitten in deiner Einsamkeit bewusst, dass deine Nachbarin ständig das Gespräch mit dir sucht und du ja mal mit ihr reden könntest. Dornen oder Blätter?

Und über kurz oder lang sind dir die Dornen gar nicht mehr so wichtig, weil die Blätter so gut schmecken. Wie bei Natasha :-).

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